Linda, 18: Unangenehm, aber auszuhalten (ausführlicher Bericht)

Linda, 18: Unangenehm, aber auszuhalten (ausführlicher Bericht)

Jetzt ist es also soweit: Nachdem ich tausende Erfahrungsberichte hier gelesen hatte und vor meiner OP nicht nur ängstlich, sondern panisch war (ich habe vor so ziemlich allem Angst, wovor man Angst haben kann), habe ich es nun überstanden und kann euch sagen: Wenn ich das geschafft habe, schafft ihr es auch.

Bei mir kamen alle vier Zähne auf einmal raus (Kiefer zu klein) und weil ich nicht während der OP eine Panikattacke bekommen wollte, entschied ich mich für die Sedierung mit Dormicum, weil die Vollnarkose zu teuer und zu belastend für den Körper ist. Diese Entscheidung habe ich nicht bereut.

Am Tag vor der OP habe ich bereits um die Mittagszeit kaum noch was gegessen. Macht nicht den selben Fehler! Bei einer Sedierung dürft ihr bis zu 6 Stunden vorher noch was essen.
Also war ich am nächsten Morgen entsprechend schwach und dehydriert auf den Beinen. Außerdem war mir übel und ich bat meine Mutter, den Termin doch zu verschieben, aber keine Chance ;(

Um 9 Uhr war ich dann in der Praxis und wir haben noch locker mit einer Arzthelferin gequatscht, bis der Doktor kam und ich ihm sogleich von meinem Unwohlsein berichtete.
„Wir können es durchziehen, aber auch verschieben, die Entscheidung kann ich ihnen nicht abnehmen.“
Na super. Ich war noch total am herum überlegen, als der Arzt bereits den Zugang für das Dormicum legte und ich war so: „Hey, was soll das, ich bin noch nicht bereit!“
Darauf erwiderte er nur: „Wir fangen jetzt erstmal mit einer kleinen Dosis an.“ Und dann- Dann bin ich NICHT wie so viele andere hier behaupten eingeschlafen, es ist ja schließlich keine richtige Narkose, aber seltsamerweise war ich anscheinend so in Trance, dass ich kein Zeitgefühl mehr hatte und alles hab mit mir machen lassen, ohne mich zu wehren. Ich kann mich nicht mal erinnern, den Mund überhaupt aufgemacht zu haben.

Zwischenzeitlich habe ich gespürt, wie der Arzt an einem Zahn rumhebelt. Ich hatte zwar keinen Würgreflex, aber das Gefühl war nicht schön, vor allem weil mir klar wurde, dass dieses verflixte Dormicum nicht wirkt. Also hob ich den Arm und der wurde sogleich mit den Worten „Arm runter!“ wieder weggedrückt.
Dann weiß ich nichts mehr, sie haben wohl die Dosis wieder erhöht.

Nach der OP war ich im Stuhl und hatte das Gefühl, keine Sekunde geschlafen zu haben, obwohl die Arzthelferin das Gegenteil behauptete. Sie hat wohl recht, den meine Erinnerung an die OP umfasst nur wenige Sekunden, obwohl sie 30 Minuten gedauert hat.

Der Arzt geleitete mich in den Aufwachraum, obwohl ich super laufen konnte, weder Schwindel noch Übelkeit. Ich fühlte mich auch nicht „auf Droge“ oder so, einfach normal und entspannt.
Zuhause ging dann der unangenehme Teil los.

Am ersten Tag habe ich mindestens (und ich übertreibe nicht) 20 Packungen Tempos vollgeblutet. Einen ganzen Müllsack voll. Es war nicht sooo stark aber es hat nicht aufgehört und der metallische Geschmack im Mund wird irgendwann echt widerlich. Vor allem wenn man noch Antibiotika trinken muss (hab die Tablette zermösert, weil ich keine Tabletten schlucken kann). Zerreibt auf keinen Fall Antibiotika, es war das widerlichste, was ich je getrunken habe, musste mich fast vom Geschmack übergeben 🙁 Ansonsten ging es mir gut. Ich hatte keine Schmerzen und habe etwas Brühe trinken können, obwohl mein Gesicht noch halb taub war. Reden ging erstmal gar nicht, hab mich zwei Tage lang mit meiner Mutter per Zeichensprache und Zetteln verständigt xD

Am nächsten Tag war die Blutung schwächer, aber immer noch den ganzen Tag, also weitere 20 Packungen Tempos futsch… Das Antibiotika habe ich dann weggelassen, was aber nicht schlimm war.
Ich habe ein Babygläschen gegessen (die mit Frucht sind sehr lecker) und Erbsensuppe.

Die darauf folgenden Tage waren sehr viel angenehmer. Ich konnte bereits am dritten Tag vorsichtig Fisch ohne Panade essen (obwohl ich drei Stunden gebraucht habe…) und dazu Kartoffelbrei ohne Milch.
Das war wichtig, denn mein Kreislauf war bereits nach zwei Tagen Flüssignahrung im Eimer.
Nachts war mir manchmal richtig übel oder kalt, aber das hielt nicht für lange an.

Ich habe auch immer gekühlt, nicht zu lange, immer ca. eine Viertelstunde lang und dann Pause.
Meine Wangen sind nur etwas angeschwollen. Schmerzen hatte ich die folgenden Tage keine.
Das Essen geht mit jedem Tag besser, auch Toast ging nach ein paar Tagen, aber ich würde es nicht empfehlen, weil es sehr trocken ist und den Gaumen wund reibt. Weiches Vollkornbrot ohne Körner ist feuchter und eignet sich besser.

Das Fäden ziehen konnte ich dann kaum noch abwarten, weil der Geschmack im Mund sehr eklig wird und die Fäden auch irgendwann stören. Es hat gar nicht weh getan und vielleicht eine Minute gedauert.
Danach habe ich mich seeehr befreit gefühlt und konnte Mittags Spaghetti essen 🙂

Heute ist die OP 8 Tage her und ich kann wieder einiges essen (außer vielleicht Chips und harte Sachen).
Ich habe meinen Kiefer nicht zu sehr geschont und das ist gut so, man muss sich wieder an das „normale“ Essen gewöhnen. Weniger schön ist, dass jetzt die Schmerzen kommen (nach dem Fäden ziehen, was für eine Ironie). Es sind keine stechenden, sondern drückende Schmerzen, als würde jemand ständig gegen meine Schläfen pressen. Aber ich denke, das gehört zum Heilungsprozess und geht vorüber.
Milchprodukte und Süßigkeiten sind jetzt wieder erlaubt und das ist eine Freude, nach so einer Zeit freut ihr euch richtig auf ein Stück Schokolade 🙂

Jetzt zum Abschluss noch ein paar Tipps und Anmerkungen:

– die Blutung muss bei euch nicht so krass sein wie bei mir, da ich schon als Kind die Neigung hatte, sehr stark zu bluten und das offensichtlich weniger normal ist
– benutzt KEINEN Strohhalm, wie ich am ersten Tag, das irritiert die frische Wunde. Lasst euch zur Not lieber beim Trinken helfen 😉
– spült immer mit lauwarmen und nach ein paar Tagen mit kaltem Kamillentee, am ersten Tag noch nicht spülen, weil die Wunde zunächst Ruhe braucht
– schlaft erhöht und zur Seite geneigt. Legt ein Handtuch drunter und lasst das Blut rauslaufen, sonst schluckt ihr es im Schlaf, was ekelhaft ist 😛
– mein Arzt hat gesagt: SPÜLEN, SPÜLEN, SPÜLEN. Nach ein paar Tagen braucht ihr nicht mehr zimperlich sein und könnt kräftig spülen, damit sich keine Essensreste in der Wunde absetzen
– kauft nicht zu viel Babynahrung, schon nach wenigen Tagen kann man vieles essen
– Honig im Tee schmeckt süß und schadet eurer Wunde nicht, im Gegenteil
– Sojapudding ist super lecker als Alternative zu normalem Pudding
– und WICHTIG: Sucht euch für die OP einen Termin bei abnehmendem Mond in egal welchem Tierkreiszeichen AUSSER Widder, Stier und Steinbock. Das ist kein Aberglaube sondern uraltes medizinisches Wissen. Vor allem der abnehmende Mond ist wichtig!!! Ich hatte meine OP bei abnehmendem Mond im Skorpion und es verlief ohne Komplikationen.

Viel Glück für eure OP und keine Angst haben, die Panik davor war echt das Schlimmste 🙂



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