Tim, 18: Überhaupt nicht schlimm – 4 unter örtlicher Betäubung

Tim, 18: Überhaupt nicht schlimm - 4 unter örtlicher Betäubung

Hallo alle zusammen,

bevor ich zu meiner Weisheitszahn-OP gegangen bin, habe ich mir natürlich auch den ein oder anderen Erfahrungsbericht im Internet durchgelesen und überall bin ich auf Horrorszenarien und Angstschreie gestoßen. Von meinen Freunden wusste ich bereits, dass es meistens einfach nur ein paar Tage dicke Backen sind und ansonsten alles halb so schlimm ist. Also habe ich mir darum auch keine Gedanken gemacht.

Zur Vorgeschichte: Meine Weisheitszähne mussten raus, da mein Kiefer einfach nicht genügend Platz für eine 8te Reihe Zähne bietet. Meine Weisheitszähne unten waren schon teilweise durchgebrochen (sogenannt teil-retiniert), einer von beiden lag jedoch etwas zur Zunge hin geneigt. Die anderen beiden Weisheitszähne oben waren noch ziemlich klein und nicht durchgebrochen (retiniert).
Wie kam es also zu der Entscheidung, dass die Weisheitszähne raus mussten?

Meine Zahnärztin hatte einmal angemerkt, dass ich mir doch einen Kieferorthopäden suchen solle, der mich bezüglich meiner Weisheitszähne berät, da es doch ziemlich eng in meinem Mund aussehen würde. Also Empfehlung eines guten Kieferorthopäden geholt und einen Termin für 3 Wochen später ausgemacht (Ich hätte sogar bereits am nächsten Tag zur Beratung gekonnt, aber wenn man selbst nicht kann, dann kann man halt nicht :D).

Nun denn, es ging los zum Beratungstermin beim Kieferorthopäden. Freitags, 12h, da hab ich ja wenigstens schon Schulschluss. Reingegangen, angemeldet, den Papierkram für die Anmeldung erledigt (Wenn Ihr noch nicht 18 seid, bringt ein Elternteil mit!) und ab ins Wartezimmer. Mit etwa 30 Minuten Verspätung kam ich dann auch einmal dran und wurde direkt zum Röntgen gebracht, da ich zwar eine Überweisung und ein Röntgenbild meiner Zahnärztin hatte, das Bild jedoch zu klein war. Somit musste ich also kurz die Bleiweste anlegen, mich nach den Anweisungen der Assisstentin an das Gerät stellen, auf einen „Metallstift“ beißen und das Röntgengerät um mich rumfahren lassen, das lustigerweise währenddessen Aufzugmusik abspielt. Ca. 20 Sekunden in denen man sich nicht bewegen oder schlucken darf und das Ganze ist vorbei.
Danach ging es dann weiter ins Behandlungszimmer, wo mich meiner neuer „Zahnarzt“ alias Kieferorthopäde empfing und mir die Ergebnisse mitteilte, wonach meine Weisheitszähne entfernt werden müssen. Er stellt mich also vor die Wahl:
1. Seitenweise mit ca. 2-3 Wochen Abstand
2. Alle 4 auf einmal unter örtlicher Betäubung (solange eine Vollnarkose aufgrund der Schwere des Eingriffs nicht notwendig ist, gehen auch alle vier unter örtlicher Betäubung

Entscheidung: Natürlich, Alles oder Nichts. Also einen Termin für die nächste Woche gemacht, direkt vor Karneval, damit man von der Schule auch nicht so viel verpasst, was beim Abi nicht gerade toll ist.
Eins noch dazu: Es gibt beim Kieferorthopäden, wenn ein Eingriff vereinbart wird, immer eine Risikobelehrung. Die hört sich wirklich schlimm an („Wir könnten Ihnen möglicherweise den Kiefer brechen, blablabla…“, ABER, alles das, was euch der Kieferorthopäde sagt, tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von 99% nicht ein, abgesehen natürlich von so etwas wie Schwellungen etc., was aber auch alles individuel ist, werdet ihr schon sehen.

Eine Woche später: Morgens nochmal gut! frühstücken und Zähne putzen und danach ab zum Termin beim Kieferorthopäden. Es war einfach voll weswegen ich noch etwas länger warten musste, aber schließlich kam auch ich irgendwann dran. Dafür stoppen wir ab jetzt mal kurz die Zeit: 11:00h. Also wieder ab ins Behandlungszimmer, zu dem Arzt, der mich auch vor genau einer Woche beraten hat. Er begrüßt mich freundlich und weißt mich ein, dass ich jederzeit während der OP bitte mit meiner linken Hand ein Zeichen geben solle, falls doch Schmerzen auftreten sollten oder etwas anderes ist.
Aber bevor es zur Sache kommt, kommt erstmal die Betäubung: Dazu möchte ich Euch eins sagen: Das wird JEDEM, die Angst VOR Spritzen NEHMEN. Warum? Ganz einfach: Die Spritzen werden an Orte gesetzt, wo man sich denkt „Aua! Das muss doch weh tun!“ Beispiel: Gaumen. Aber: Die Spritze merkt man zwar, aber sie tut wirklich, wirklich gar nicht weh. Man spürt ein wenig auf der Zunge das Narkosemittel, dass vielleicht noch runtertropft und das schmeckt auch nicht gerade toll, aber die Spritzen merkt man nicht. Vor allem deswegen nicht, weil es viele, nicht tiefe Einstiche sind. (Bei mir etwa 2-4 pro Zahn). Außerdem hat mein Kieferorthopäde es so gemacht, dass er die ersten Einstiche nicht so tief gesetzt hat und erst danach im Unterkiefer die etwas tieferen Einstiche gesetzt hat, sodass ich diese gar nicht bemerkt habe. Nun denn, das Narkosemittel war erstmal alle, ich hatte alles intus und nun durfte ich warten, nämlich circa 10 Minuten. Das Gefühl während alles um die Zähne und die Lippe unten und die Zunge taub wird, ist komisch, kribbelig, aber nach der Zeit gewöhnt man sich dran, dass man ein wenig lallt und das Gefühl hat, eine dicke Lippe zu haben.
Mittlerweile: 11:15h. Der Arzt kommt wieder. Die Narkosespritzen haben gewirkt, ich spüre weder Unterlippe noch Zunge, noch irgendwas hinten in den Bereichen der Weisheitszähne. Also macht der Arzt alles bereit, lehnt mich zurück und macht sich ans Werk, immer mir sagend, was er denn als nächstes tut. Er fing bei mir oben links an und ging nachdem er oben fertig war nach unten links. Der Ablauf pro Zahn ist immer derselbe: Zahnfleisch anschneiden, nach hinten abziehen, Zahn freilegen, wenn nötig etwas bearbeiten (bspw. fräsen (klingt wie Zahnstein entfernen, harmlos), durchbrechen der Zähne ist eher unwahrscheinlich), danach wird der Zahn „rausgehebelt“. Klingt grausam, ist aber nur Gewöhnungsbedürftig, weil es sich halt komisch anfühlt, wenn der Arzt an einem rumdrückt und auf einmal ein Zahn rausfällt. Was auch viel erzählt wurde, ist dass das Blut nerven würde, was man dauerhaft schluckt. Man schluckt nicht viel davon, denn das meiste saugt die Assisstentin mit einer Drainage aus dem Mundraum wieder ab. Also Zahn ist draußen, „Loch“ säubern, mit Kochsalzlösung ausspülen und danach mit 2-3 Stichen zunähen. (Schön die Augen zu machen, sonst kann die Nadel da noch reinfallen – Kommentar meines Arztes, schließlich liegt man auch sehr weit hinten). Das Ganze geht dann vier mal von Statten und man gewöhnt sich sogar dran. Nachdem alle vier Zähne raus waren: 11:45h. Dann gab es noch zwei Mullbinden hinten rein, auf die ich die nächsten 15-30 Minuten draufbeißen musste und einen Zettel mit all den Sachen, die man nicht machen darf.
Also meinem Arzt die Hand gegeben, meine Mutter gerufen und Termin für die Nachkontrolle am nächsten Tag ausgemacht. (WICHTIG: Begleitperson mitbringen, ihr selbst müsstet euch sonst theoretisch mit Zeichensprache verständigen).

Zu Hause wieder angekommen: Die Mullbinden habe ich nach 45 Minuten raus gemacht, die 15 Minuten länger schadet nicht. Am Anfang bekommt man den Mund ganz gut auf, aber man sollte es aufgrund der frischen Wunden nicht provozieren. Tipp am Rande: Lippen einschmieren, die Klemmen mit denen die einem den Mund zur Seite etwas aufhalten, lassen die Lippen ein wenig rau werden. Und was macht man nach einer Weisheitszahn-OP? Kühlen. Immer abwechselnd. Mal 30 Minuten kühlen, dann 30 Minuten nicht, den Takt kann man sich aussuchen. Einfach Coolpacks in ein Geschirrtuch o.Ä. einschlagen und an die Wangen halten. Die Betäubung hält übrigens noch etwa 4-5 Stunden an, also beim Trinken aufpassen, nichts daneben zu schütten, weil man in der Unterlippe nichts spürt. Nach 5 Stunden eine Ibuprofen 400 eingeworfen, da es ein bisschen gezogen hat, aber alles halb so schlimm. Abends gab es dann Kartoffelpüree mit pürierten Mörchen (super zu essen!) und auch das Schlafen ging auf dem Rücken erstaunlich gut. In der 1. Nacht habe ich nicht gekühlt und auch den Tag danach nur noch bruchstückweise. Aber zum Frühstück konnte ich am ersten Tag bereits ein Milchbrötchen essen. Anmerkung: Perfekter Zeitpunkt zum Starten einer Diät, hab noch nie so viele Smoothies getrunken und selbst gemacht :D.

Ab dem dritten Tag brauchte ich schon keine Schmerzmittel mehr. Und ab dem vierten konnte ich sogar wieder normal essen. Und was wichtig ist:
– Ich hatte keinerlei Schwellung (keine dicken Backen)
– Ich hatte kaum Schmerzen
– Ich hatte keine Nachblutung
– Ich konnte meinen Mund relativ weit öffnen

Ein Eingriff bei Weisheitszähnen kann auch komplett Komplikationslos verlaufen!

Heute habe ich die Fäden gezogen bekommen (8 Tage nach der OP) und alles ist bestens. Nichts tut mehr weh, von den Wunden sind nur noch ganz klein die Linien zu sehen, an denen das Zahnfleisch mithilfe der Fäden wieder zusammengewachsen ist. Und zum Fäden ziehen nur so viel: Ich hatte um 12h einen Termin. Ich war um 11:50h fertig, da ich um 11:45h zu früh da war. Das Ganze hat so circa 45 Sekunden gedauert und war wirklich fast unmerklich. Letzter Kontrollblick vom Arzt mit den Worten „Sehr gut“ und ab nach Hause.

Eine Weisheitszahn-OP muss nicht schmerzhaft oder angsteinflößend sein. Niemand muss unbedingt unter dicken Backen leiden oder wochenlang nur Püriertes essen, das ist einfach Unsinn. Wenn man positiv dahin geht und gar nicht erst darüber nachdenkt, was denn alles sein könnte (Wo ein Sechser im Lotto wahrscheinlicher ist), ist das Ganze eines der harmlosesten Dinge auf der Welt. Daher, keine Angst!

Also, meine letzten Tipps für alle, denen die OP noch bevorsteht:

1. Denkt nicht über jede mögliche Konsequenz nach, alles ist halb so wild
2. Legt das Ganze ans Ende der Woche, spart Fehlzeiten in der Schule oder im Beruf
3. Vor der OP mit örtlicher Betäubung ausreichend Frühstücken!
4. Eine Begleitperson mitbringen, die Zeit hat, sich um Euch zu kümmern!
5. Coolpacks bereithalten, aber es nicht mit dem Kühlen übertreiben, seht es gelassen!
6. Danach einfach etwas vorsichtig sein beim essen und nicht denken: Oh nein, das wird bestimmt noch schlimmer!
7. Lächeln!

Viel Erfolg!



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