Annika, 16: Die Angst davor war schlimmer als alles danach

Annika, 16: Die Angst davor war schlimmer als alles danach

Meine Weisheitszähne wurden alle vier am Donnerstag rausoperiert, das ist jetzt gerade mal fünf Tage her.

Für die vier Zähne hatte ich mich entschieden, weil ich keine Zeit und keine Lust auf zwei OPs hatte und die OP so mit Vollnarkose (200€, wie meine Eltern im Scherz sagten: mein Weihnachtsgeschenk) durchgeführt werden würde.

Die Woche zuvor hatte ich ziemlich schlecht geschlafen, mich herumgerollt, schlecht geträumt, manchmal kein Auge zugetan. Jeder, dem ich erzählt habe, ich würde alle vier Zähne auf einmal rauskriegen, hat mich angeguckt als wäre ich verrückt geworden: „Danach kannst du doch gar nichts essen!“ und „Bist du dir sicher, dass das nicht zu doll wehtut?“ gehörten noch zu den motivierendsten Kommentaren. Ich habe abgewiegelt und erzählt, dass meine beste Freundin auch drei auf einmal rausbekommen hat und das noch nicht mal angeschwollen ist (!), aber natürlich habe ich mir Sorgen gemacht. Und brav dreimal am Tag Arnica genommen.

Am Donnerstag war es dann soweit, um acht Uhr morgens fand ich mich in der Praxis meines Kieferchirurgen ein. Dort angekommen hatte ich kaum noch Zeit, über die OP nachzudenken, denn der Anästesist informierte mich nur in Kurzform über die Vollnarkose und schon lag ich mit dem Kopf in einer seltsamen „Schale“ auf der OP-Liege. Die Braunüle habe ich noch nicht einmal gespürt. Ich drückte die Hand meines Vaters als ein lautes Rauschen alle anderen Geräusche verdrängte und alles um mich herum verschwamm. Dann war ich weg.

Nach weniger als einer Stunde wachte ich wieder auf und fing direkt an, beide Wangen zu kühlen. Kleiner Tipp: ein Tuch oder einen Schal um den Kopf binden und die Kühlkissen reinstecken, dann muss man nichts festhalten. Am ersten Tag war das nervigste eigentlich, dass die Betäubung, die ich zusätzlich während der OP erhalten hatte, nicht rausgehen wollte und ich meine Unterlippe erst gute acht Stunden nach der OP wieder spüren und bewegen konnte.

Ich konnte aber sofort, als die dann raus war, alle mögliche Flüssignahrung (Suppe, Apfelmus, Suppe, Apfelmus, nochmal Apfelmus,…) sogar mit einem großen Löffel zu mir nehmen und auch säurearmer Fruchtsaft war kein Problem. Genauso wenig wie Reden, im Nachhinein wäre weniger aber vielleicht mehr gewesen 😉 Am zweiten Tag fingen meine Wangen dann an anzuschwellen, das war natürlich nicht so ein tolles Gefühl, aber es tat nicht wirklich weh, sondern war eher unangenehm. Als hätte man jeweils ein Gewicht in der Wange.

Überhaupt hatte ich bisher so gut wie keine Schmerzen, nach drei Tagen konnte ich das Schmerzmittel (Ibuprofen) komplett absetzen.

Die ersten drei Tage habe ich durchgängig gekühlt, auch nachts soweit es ging. Ich habe mir eine Styroporbox mit Kühlakkus und Kühlkissen nebens Bett gestellt und mich bedient, wenn ich aufgewacht bin, weil die Kühlkissen warm geworden waren.

Bis auf Schule und Klarinettenunterricht habe ich ab dem dritten Tag auch fast alles wieder mitgenommen: Bücherei, Einkaufen, Klavierunterricht,… Es darf einem nur nicht peinlich sein, mit einem Tuch um den Kopf durch die Stadt zu laufen. Und man sollte es natürlich nicht übertreiben. Wenn man Kopfschmerzen kriegt oder müde wird, ab nach Hause. Ruhe ist das beste Rezept. Und Lachen natürlich, wenn es nicht gerade zu doll wehtut…

Ablenkung hat mir auf jeden Fall geholfen, nach zwei Tagen vor dem Fernseher wurde es mehr als langweilig.

Am Wochenende hat meine beste Freundin bei mir übernachtet, sodass ich besseres zu tun hatte als zu grübeln oder von der Schwellung genervt zu sein oder so. Ich habe mich sogar ziemlich schnell an mein breites Gesicht gewöhnt. Nach vier Tagen konnte ich dann auch wieder schmerzfrei lachen und bin abends noch auf ein (klassisches) Konzert gegangen.

Seit gestern schwellen meine Wangen auch wieder ab, dafür hat sich ein hübscher gelb-grüner Schimmer eingenistet, der aber zum Glück kaum auffällt. Und selbst wenn: Die meisten Leute wissen woher das kommt und man wird auch ganz sicher nicht angesprochen, ob man sich geprügelt hat. Höchstens aus Scherz. Und lachen geht ja wieder.

Das einizige was jetzt noch nervt, sind die strammen Fäden, die mir mit der Schwellung gar nicht aufgefallen sind. Aber die kommen ja auch übermorgen raus.

Und das Schönste ist: Jetzt habe ich bis an mein Lebensende Ruhe vor Weisheitszähnen!

Für alle die die OP noch vor sich haben: Es ist wirklich nicht schlimm, ich wäre froh, wenn andere Dinge auch so unproblematisch wären (etwa fremde Leute anrufen, eine Facharbeit schreiben,…) 😉

 



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