Vor genau einer Woche wurden mir alle vier Weisheitszähne entfernt. Ich hatte dabei nur eine örtliche Betäubung.
Und heute hab ich schon so gut wie alles überstanden 🙂
Vor der OP bekam ich die Spritzen; ich bin ehrlich, die sind nicht angenehm. Aber absolut auszuhalten. Wer sich schonmal richtig auf die Zunge gebissen hat, kennt schlimmere Schmerzen 🙂 Ich empfehle unbedingt, jemanden mitzunehmen, der wenigstens während die Betäubung anfängt zu wirken dabei ist, weil man da sonst allein im Raum ist und Angst bekommt. Ich hatte meine Schwester dabei und wir haben uns halb kaputtgelacht, darüber, wie meine Wangen immer schlaffer wurden, darüber, wie ich die einfachsten Wörter nicht mehr aussprechen konnte und darüber, wie meine Muskeln zitterten wegen des Adrenalins, das mit der Betäubung gespritzt wurde (offenbar, damit das Gewebe sich zusammenzieht, damit es nicht so doll blutet). Die Arzthelferinnen waren ganz verwundert, wieso wir so gut gelaunt waren.. 🙂
Bei der OP selbst hab ich dann meine Schwester rausgeschickt.
Die Ärztin hat mir alles in Ruhe erklärt, die Arzthelferin tätschelte meine Schulter und hielt meine Hand. Bei jedem neuen Handgriff oder Geräusch erklärte die Ärztin mir, was jetzt passiert, und sobald ich einen Mucks machte, hörte sie auf. Außerdem hat sie, vor jedem Zahn, der gezogen wurde, immer mit so einem Piekser ins Zahnfleisch gepiekst, um sicher zu gehen, dass alles taub ist; sie hat auch ohne zu meckern nachgespritzt, als ich das gerne wollte, weil ich nicht sicher war, ob ich was gespürt hab oder nicht.
Die OP selber war harmlos. Ich hatte Angst und hab die Augen zugekniffen, aber bis auf ein Drücken hab ich nichts gemerkt, gar nichts. Meiner Meinung nach war da das Schlimmste die Angst, dass es gleich doch noch weh tut.
Nach zwanzig Minuten war ich schon fertig. Dazu muss ich sagen, dass meine Zähne alle schon rausgewachsen waren, nur unten fehlte noch ein kleines Stück.
Danach kam die übliche Prozedur, der Tupfer, auf den man beißen muss, Ibuprofen besorgen und dann nach Hause und kühlen. Meine Wangen sind zwar ein bisschen angeschwollen, aber ansonsten ging es mir an dem Tag absolut super.
Nach der OP:
Ich hab gekühlt, aber trotz Abraten der Ärztin mit einem Kühlakku, der in ein Geschirrtuch gewickelt war. Sie hatte mir geraten, nasse Waschlappen zu benutzen, aber ich halte das nasse Gefühl auf der Haut keine drei Tage aus. Hat auch so geklappt, hauptsache, man lässt die Haut nicht eiskalt werden.
Ich hab auch während die Betäubung noch wirkte die erste Schmerztablette genommen, wie empfohlen, und ich hatte keine Schmerzen.
Am ersten Tag hab ich nichts gegessen.
Am zweiten Tag wachte ich dann mit Schmerzen auf, die aber erträglich waren (ich finde, ein Loch im Zahn tut mehr weh). Nach einer Ibuprofen ging es wieder, und mir ging es gut. Die Wangen waren zwar sehr angeschwollen und ich konnte den Mund nicht richtig öffnen, aber sonst war alles toll.
Hier möchte ich eine Warnung an Leute aussprechen, die so leichtsinnig sind wie ich: Nur, weil man sich gut fühlt, heißt das nicht, dass man nicht im Bett liegen und sich schonen sollte. Ich bin einkaufen gegangen und hab geputzt und mich zu wenig ausgeruht- am nächsten Tag bekam ich die Quittung: Leichtes Fieber, allgemeine Schwäche und schlimmere Schmerzen (aber immernoch gut auszuhalten und mit Mitteln in den Griff zu kriegen!).
Somit war der dritte Tag fies, ich hab fast nur geschlafen. Aber seitdem ist es stetig besser geworden: Die Wangen sind abgeschwollen, die Schmerzen gingen weg, der Mund ging weiter auf.
Heute, am achten Tag, wurden die Fäden gezogen, und alles ist im grünen Bereich.
Für mich war das Schlimmste an der ganzen Sache der ekelhafte Geschmack in meinem Mund.
Ich versuch, es bildlich darzustellen: In den ersten Tagen muffig und ein bisschen so, als hätte man sich gerade übergeben, in den letzten Tagen, als würde irgendwas im Mund vergammeln. Heute hab ich den Arzt gefragt, was das um Himmels willen sei, denn ich musste heute morgen richtig würgen davon (der Geschmack wurde Tag für Tag schlimmer). Er hat mir erklärt, dass das an den Fäden liegt. Der erste, muffige Geschmack, kommt von Medizin, die in den Fäden drin ist, aber die verbraucht sich, und stattdessen sammeln sich Bakterien darin und drumrum, die dann diesen fauligen Geschmack verursachen. Nun sind die Fäden weg, und es ist wirklich viiiiel besser!
Ich hab vom ersten Tag an „meine Zähne geputzt“, wenn man das so nennen kann. In den ersten Tagen konnte ich nur die vier Schneidezähne putzen, aber ab dem zweiten Tag gab es wenigstens die Spülung dazu, die war klasse.
Ab etwa Tag 4 konnte ich dann fast bis ganz hinten putzen, und an Tag 5 endlich wieder die Kauflächen! Das war ein Glücksgefühl 🙂
Gegessen hab ich in der Woche sehr sehr wenig. Alle zwei Tage gar nichts. Ich hatte aber auch weder Hunger noch Appetit, weil mir von diesem Geschmack so schlecht war. Aber Joghurt (die Stücke nicht zerbeißen, einfach runterschlucken!), Suppe, Apfelmus, Kartoffel- oder Erbspürree gehen gut, man muss nur sehr langsam essen und kriegt vermutlich nur kleine Portionen runter.
Ich hab sehr viel Saft getrunken, um ein paar Vitamine und Kalorien abzubekommen, das muss jeder selber wissen.
Vielleicht noch kurz zum Fäden ziehen: Es heißt immer, das täte nicht weh. Im Prinzip stimmt das auch, das sind im Normalfall keine „Schmerzen“ die man da hat. Ich war aber grad da, war sehr angespannt weil ich Angst hatte, es würde doch wehtun (ist ja auch verständlich, eine Woche lang lässt man nichts, aber auch gar nichts an diese empfindliche Wunde kommen, und dann will einer mit einer spitzen Pinzette und einer Schere da dran?). Er hat mich einmal ein bisschen mit der Pinzette gezwickt, und bei einem Faden musste er ein kleines bisschen „porkeln“, weil der Faden so fest saß, das hat dann auch ein bisschen geblutet. Aber das ist alles soooo unwesentlich. Es piekst halt kurz oder ist mal unangenehm, aber man tut sich im Alltag permanent viel mehr weh.
Alles in allem war das eine Sache, die nicht besonders schön ist, aber auch nicht so so furchtbar, wie viele Leute tun, wenn es denn so ein unkomplizierter Eingriff wie bei mir ist. Eine schlimme Grippe find ich alles in allem unangenehmer.
Alles halb so wild 🙂
PS, weil ich mich dumm und dusselig gegoogelt habe: Irgendwann schafft man es mithilfe einer Taschenlampe und eines Handspiegels, in seinen Mund zu schauen. Wenn man dann noch mit dem Finger die Mundwinkel zur Seite zieht, kann man sich die ganze Situation am Unterkiefer gut anschauen. (Ich wette, ich bin nicht die Einzige, die das gemacht hat.) Und oft, wenn man dann mit dem Finger von innen gegen die Wange kommt, kommt weißlich-gelbe Flüssigkeit aus der Wunde, die fies schmeckt. Solange man kein Fieber und kein Pochen in der Wunde hat, ist das kein Grund zur Sorge, sondern ganz normal, das ist irgendein Wundsekret und kein Eiter!
5 Kommentare zu Nicki, 21: Nur der Geschmack im Mund war schlimm