Nadine, 19: Ich würde es genau so wieder machen: Alle vier mit Dämmerschlaf

Nadine, 19: Ich würde es genau so wieder machen: Alle vier mit Dämmerschlaf

Meine Weisheitszahn-OP ist jetzt 8 Tage her und ich denke, dass ich meine Erfahrungen nun gesammelt habe und sie mit euch teilen kann.

Zuerst einmal, ich hatte vor der Aktion riesige Angst. Beide Weisheitszähne unten schief lagen und drückten auf vorderen Zähne sodass sich diese schon leicht verschoben hatten. Oben hätte sich in absehbarer Zeit das gleich Problem gezeigt und so sollten auch die oberen Weisheitszähne entfernt werden. Alle vier Weisheitszähne lagen noch unter dem Zahnfleisch bzw. sogar noch im Kiefer. Oh man, Jackpot… na danke auch. Meinem Zahnarzt wollte ich mich für diese Aktion nicht anvertrauen und so ging ich zu einem Oralchirurgen, von dem mir eine Freundin ebenfalls durch eine Weisheitszahn-OP, positiv berichtet hatte.

Das Vorgespräch:
Ich machte zunächst einen Termin zum Vorgespräch. Der Chirurg schaute nach, wie gut er an die Zähne dran kommen würde und sagte letztlich, dass ich mit den oberen Zähnen noch etwas warten könnte. Doch dann meinte er nur locker „Sie bekommen eine lokale Betäubung….“ worauf ich direkt ein Veto einlegte – Auf keinen Fall! Er erklärte noch einmal, dass ich Dämmerschlaf oder Vollnarkose selber zahlen müsse und schickte mir dann seinen sehr sympathischen Kollegen, der über die Zusatzausbildung verfügt mit dem er unter dem „Dämmerschlaf“ operieren durfte.
Auch er schaute sich noch mal die Lage an und sagte dann das, was ich hören wollte: „Wenn Sie eh eine Schlafspritze bekommen, können wir auch gleich alle vier machen.“ – Alle vier und durch. Denn ich war mir sicher, wenn ich diese Aktion einmal mitmache, habe ich beim zweiten mal wieder Angst und traue mich dann evtl. nicht wieder. Also machte ich direkt einen OP-Termin, bevor ich noch einen Rückzieher machen konnte. Für die OP sollte ich eine Begleitperson und meinen MP3-Player (mit Guter-Laune-Musik „Entspannungsmusik hilft eh nicht!“) mitbringen.

Die OP:
Schon beim Aufstehen war ich nervös wie nie. Ich sprang noch schnell unter die Dusche, schlüpfte in Jogginghose und Top, versuchte noch zu Frühstücken (Beim Dämmerschlaf darf man das) bekam aber nicht wirklich was runter. Dann ging es auch schon los. In der Praxis durfte ich gleich nach hinten durchgehen und auf einem etwas anderen Zahnarzt-Stuhl Platz nehmen. Ich hatte solche Angst, dass mein ganzer Körper zitterte und ich eiskalte Hände bekam. Doch der Chirurg war einfühlsam und versuchte mich zu beruhigen.
Dann kam der Zugang… vor dem hatte ich im Voraus die meiste Angst gehabt und wenn man zum ersten mal diese lange Nadel sieht, dann mag man auch am liebsten vom Stuhl springen. Aber da musste ich jetzt durch. An meiner Ellenbeuge findet man schlecht eine Vene, doch der Chirurg schaffte es trotzdem so perfekt zu stechen, dass er direkt traf und dann vorsichtig weiter schob. Ich habe nur ein kurzes brennen gespürt und nicht hingeguckt. Dann kam noch eine Klemme an meinen Zeigefinger um den Sauerstoffgehalt in meinem Blut zu messen und an den rechten Arm die Blutdruckmanschette.
An den Zugang wurde eine Infusion angehangen und anschließend „Dormicum“ gespritzt. „Jetzt wird Ihnen gleich etwas schwindelig.“ sagte der Chirurg, was ich aber nicht bestätigen konnte. Daraufhin müssen sie noch etwas nachgespritzt haben, weil ab diesem Moment ist meine Erinnerung lückenhaft. Gespürt habe ich dann nur das setzen der lokalen Betäubungen, dass ich leider noch als ziemlich schmerzhaft mitbekam. Ich kann mich erinnern, dass sich der Schlaf nicht wie ein Schlaf angefühlt hat, eher wie Trance, aber ich habe nicht mitbekommen, dass sie mir ein OP-Tuch über den Kopf gelegt haben oder sonst irgendwas an mir gemacht haben. Irgendwann habe ich etwas fräsen oder bohren gehört und irgendwann die Ansage des Arztes, die Assistentin solle „Propofol“ spritzen. Als ich wieder zu mir kam, saß meine Freundin neben mir. Ich blieb noch ein paar Minuten liegen und durfte dann mit ihr und Kühlpacks an den Wangen die Praxis verlassen.

Nach der OP:
Zuhause ging es erstmal aufs Sofa, doch müde war ich nicht und Schmerzen hatte ich auch keine. Mein einziges Leidwesen waren meine Lippen, die sich anfühlten als wären sie mit Botox auf Schlaubootgröße gespritzt worden. Ich konnte absolut nicht glauben, dass wirklich alle vier Zähne entfernt worden waren bis wir mit der Taschenlampe vor dem Spiegel auf Fadensuche gingen. Vier Nähte, also geschafft. Als ich wieder Gefühl in Lippen und Zunge spürte, warf ich vorsorglich eine Schmerztablette ein. Im 20min-Ryhtmus habe ich fleißig gekühlt.

Hunger hatte ich an diesem Tag nicht. Ich aß Wassereis und ein Schälchen Götterspeise, das reichte mir fürs erste. Milchprodukte sollte ich die ersten beiden Tage meiden. Geschlafen habe ich die erste Nacht mit erhöhtem Kopfteil und nur auf dem Rücken. Als ich in den frühen Morgenstunden wach wurde holte ich mir frische Kühlpacks mit denen ich dann noch mal einige Stunden schlief. Zum Frühstück aß ich wieder Götterspeise und zum Mittagessen kochte mir meine Oma Kartoffelpüree der anstatt mit Milch mit Kartoffelwasser gemacht wurde und fast noch leckerer schmeckte als sonst. Dazu aß ich zerdrückte Fischstäbchen mit einer Kuchengabel die ich immer erst in den Püree und dann in die Fischstäbchen tunkte. Abends gab es wieder… Götterspeise.Gespült habe ich nach jeder Mahlzeit mit kaltem Kamillentee und ganz vorsichtig mit einer Babyzahnbürste und Taschenlampe Zähne geputzt.

Ab dieser Nacht schlief ich ganz normal und auf der Seite. Am nächsten Tag bereicherte sich meine Speisekarte um klein geschnittene Spaghetti mit Tomatensoße und endlich Schokopudding. Zu meinem Erstaunen konnte ich am 3. Tag nach der OP schon weichen Streuselkuchen mümmeln, es dauerte nur seine Zeit. Für mein Butterhörnchen zum Frühstück, dass ich mehr lutschte als kaute, brauchte ich fast eine ganze Stunde. Schmerztabletten nahm ich je nach empfinden 3-4 am Tag in den ersten 5 Tagen. Ich würde aber nicht behaupten, dass es richtige Schmerzen waren, es war mehr mal ein Druck oder ein Ziepen und oft auch einfach nur meine schlechte Laune weil ich so Hunger hatte und nicht wusste wie ich ihn stillen sollte.

Eine Woche nach der OP bekomme ich den Mund noch nicht wieder vollständig auf, beginne aber langsam wieder zu kauen. Die Fäden wurden gestern gezogen und bis auf eine Wunde die etwas eiterte und gespült wurde war alles in Ordnung. Ich habe fast 3kg abgenommen, aber um die ist man in der Badesaison für die Bikinifigur nicht undankbar. Ich freue mich nur tierisch wieder darauf Pizza essen zu können und herzhaft in ein Brötchen zu beißen.

Alles in allem würde ich es immer wieder so machen. Alle vier auf einmal und gut. Ergibt einmal Hamsterbacken, einmal nicht richtig essen können und einmal Angst. Hätte ich kein Sport-Verbot bekommen, hätte ich am Tag nach der OP schon wieder gerne Badminton gespielt. Mein Tipp noch an alle die es noch vor sich haben, die Schmerzmittel bekommt ihr nicht umsonst! Quält euch nicht, sondern nehmt sie wenn ihr schmerzen spürt. Mit guter Laune und ohne Schmerzen geht es euch ganz sicher schneller wieder besser.



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